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Astrid Arens
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Mentale Stressmedizin - eine Einführung

Die Mentalwissenschaft

Wissenschaftstheorie und Empirie

Betrachten wir den Körper als vernetztes System, so ist einzig der systemtheoretische Ansatz in der Lage, die Regelkreise und Interaktionen der einzelnen Körperelemente miteinander, also des Gehirns mit anderen Organen, einigermaßen angemessen zu erklären. In kybernetischen Modellen ist es möglich, einzelne Regelkreise, z.B. zwischen Gehirn und hormonellen Systemen und Gehirn und Immunfunktionen usw. zu erforschen und zu erklären.

Empirische Studien liegen in großer Zahl aus den oben genannten Einzelwissenschaften vor. Die Kunst besteht darin, sie zu einer systemischen Modellbildung zusammen zu führen.

Die Neurologie und Hirnphysiologie befassen sich mit dem Aufbau und den Funktionen des Gehirns, dem mentalen Netzwerk.

Die Neurobiologie liefert Wissen über die Entstehung des Gehirns, seine wesentlichen Funktionen und Funktionsmechanismen, über die Vernetzung und die Veränderungen des Gehirns durch Lernprozesse usw.

Die Lernpsychologie trägt dazu bei, Lernvorgänge, Konditionierungen, Speicherung von Erfahrungen und Möglichkeiten der Veränderung von Gewohnheiten zu verstehen. Sie erklärt auch, unter welchen Bedingungen Reize im Gehirn engrammiert werden.

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Die Persönlichkeitspsychologie kann sich durch die Mentalwissenschaften neu strukturieren. Standen in den vergangenen Jahrzehnten eher phänomenologische Merkmale der Persönlichkeit wie Aussehen, Verhalten usw. im Mittelpunkt, so verstehen wir Persönlichkeit modern als mentales Engramm von Erfahrung, Wissen und verschiedenen Fähigkeiten.

Die Ziele eines Menschen, seine Werte, seine Motivation, Ausprägungen wie Perfektionismus, Ehrgeiz, Überzeugungen und Vorstellungen – im Prinzip alle Persönlichkeitsmerkmale – sind im Neokortex abgelegt und gespeichert. Dazu gehören auch Motive und gespeicherte Emotionen wie z.B. Ängste.

Die Emotionstheorie musste grundlegend renoviert werden. Wir wissen heute, dass Emotionen im wesentlichen durch komplexe hormonelle Vorgänge (Oxytocin, Serotonin, Neuropeptide usw.) erzeugt werden. Bevor jedoch – und das ist das wirklich Neue – hormonelle Prozesse aktiviert werden, findet in der Regel ein mentaler Prozess statt, Gedanken, Erinnerungen, Assoziationen aktivieren hormonelle Reaktionen – bewusst oder unbewusst.

Der zweite Teil der neuen Emotionstheorie - der mentalen Emotionstheorie - geht davon aus, dass Gefühle, vor allem erlebte Gefühle, im Gehirn gespeichert sind. Wir können sie erinnern und lösen sie durch Assoziationen aus. In diesem Zusammenhang sprechen wir von Speicheremotionen. Emotionen sind damit mental. Sie entstehen im Kopf.

Da Emotionen und ihre hormonelle Aktivierung eine zentrale Bedeutung für die Auslösung von Krankheiten wie Depressionen usw. haben, sowie durch vegetative Reaktionen wie Stress aktiviert werden, kommt der mentalen Emotionssteuerung in Zukunft eine große Rolle zu.

Die Motivationstheorie erneuert sich insofern, als die verschiedensten Formen der Motivation, von der Vermeidungsmotivation bis hin zur Lustmotivation, als mentale Engramme gespeichert sind und durch mentale Prozesse aktiviert werden. Es ist möglich, Motivation durch aktives und bewusstes Denken direkt zu generieren. Mentalität und Einstellungen erzeugen Motivation.

Die Stressforschung vollzieht einen Paradigmenwechsel. Der Schlüssel zum Verständnis vegetativer Stressreaktionen liegt in der Mentalität. Physiologische Stressreaktionen im Körper sind das Ergebnis vorangegangener hormoneller und neuronaler Prozesse, die wesentlich durch mentale Auslöser gestartet werden. Stress beginnt im Kopf und ist dort zu steuern und zu therapieren.

Die allgemeine Medizin liefert sehr viele wichtige Erkenntnisse über das Zusammenspiel neuronaler, hormoneller, emotionaler und physiologischer Prozesse. Sie hat sich allerdings bisher wenig mit dem Zusammenhang von Persönlichkeit, Mentalität, Emotion und Krankheitsbildern befasst.

Die Onkologie beschäftigt sich mit der Frage, wie Krebs entsteht, diagnostiziert und therapiert werden kann, welche Rolle dabei mentale Faktoren spielen. Längst bekannt ist, dass z.B. Optimismus und Pessimismus als mentale Grundeinstellungen unterschiedliche physiologische Prozesse auslösen, z.B. über den Stressmechanismus wichtige Körpersysteme wie das Immunsystem beeinträchtigen können. Neue Forschungen gehen weit darüber hinaus.

Die Kardiologie befasst sich mit der Frage, inwieweit Persönlichkeitsfaktoren wie Ehrgeiz, Perfektionismus, Emotionen wie Ärger, Druck, Angst oder innere Zustände wie Anspannung, Hektik, Druck und viele andere direkt auf den Organismus wirken und das Risiko für Herzinfarkte und andere kardiologische Erkrankungen signifikant erhöhen.

Die Orthomolekulare Medizin untersucht u.a. den Stoffwechsel in menschlichen Zellen auf biochemischer Grundlage und geht z.B. der Frage nach, inwieweit der mentale Zustand Stress in menschlichen Zellen auslösen kann und die Lebenserwartung von Zellstrukturen beeinflusst.

Die Psychoneuroimmunologie definiert Zusammenhänge von Stimmungen, neuronalen und mentalen Vorgängen sowie deren Auswirkung auf die Funktionen des Immunsystems, auf Gesundheit und Krankheit. Die Psychoneuroimmunologie hat viel dazu beigetragen, zu verstehen, dass negative Stimmungen und Emotionen - ausgelöst durch negatives Denken oder negative Assoziationen - zur Schwächung des Immunsystems und auf Dauer zu schweren Erkrankungen führen können.

Die Psychosomatik galt lange Zeit als Modell dafür, einen kausalen Wirkungszusammenhang zwischen emotionalen Vorgängen, der sogenannten Psyche und dem Soma im Körper zu erforschen und zu belegen. Heute gilt dieser Zusammenhang vielfältig als gesichert. Das neue Wissen über das Gehirn legt nahe, von Mentalsomatik zu sprechen. Der Begriff der Psyche wird in neueren Veröffentlichungen der Neurologen nur noch wenig benutzt. Es gilt die Logik, dass mentale Prozesse emotionale Prozesse auslösen und diese wiederum physio-logische Prozesse. Insofern gehört der Mentalsomatik oder einer mental-emotionalen Somatik die Zukunft.

Die Entspannungsforschung liefert einen Beitrag zu der Frage, wie wirkt Entspannung auf das Gehirn, welche Zustände löst sie aus, wie verändert sich die Leistungsfähigkeit des Gehirns in Entspannung usw. Durch Verfahren wie PET (Positronen -Emissions - Tomographie), fMRT (funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie), EEG und diverse Biofeedbackverfahren lässt sich schlüssig zeigen, dass Entspannung bei gleichzeitig hoher Aufmerksamkeit nicht nur ein homöostatisch gesunder, sondern auch besonders leistungsintensiver mentaler Zustand ist.

Die Kommunikationswissenschaft liefert sehr interessante Modelle darüber, wie Kommunikation und soziale Interaktion zwischen Menschen als Kommunikation von Gehirn zu Gehirn funktioniert. Gehirne nehmen über 5 Sinneskanäle Signale von Kommunikationspartnern auf (das Sender-Empfänger-Modell) und verarbeiten sie. Auch Kommunikation wie z.B. Sprache wirkt damit direkt auf das mentale System, löst Emotionen aus und wirkt auf das physiologische System. Damit wird Kommunikation als ein Prozess der mentalen Informationsverarbeitung beschrieben. Sprache z.B. löst direkt mentale Prozesse, dann Emotionen und logischerweise physiologische Reaktionen aus. Negative, aggressive und abwertende Kommunikation kann Menschen dauerhaft unter Stress setzen und über diesen indirekten Mechanismus krank machen. Die Kombination von Kommunikationsmodellen mit dem medizinischen Stresskonzept soll hier als Beispiel genannt werden.

Die Mentalwissenschaft im weiteren Sinne versteht sich interdisziplinär und sucht die Kooperation mit anderen Wissenschafts- und Forschungsbereichen.{/sliders}